Schon in der Grundschule habe ich gelernt, was sportliche Wettkämpfe bedeuten: Mich an die Startlinie zu stellen, Gas zu geben und erst stehen zu bleiben, wenn ich im Ziel angekommen bin. Durch Sport habe ich einige wertvolle Lektionen für mein Leben gelernt.
Während einer prägenden Zeit (aka der Pupertät) war ich Leistungssportlerin. Davon zehre ich bis heute. Sport hat mir so viel beigebracht, worüber in der Schule niemand gesprochen hat.
Hier kommen die 5 wertvollsten Lektionen, die ich durch Sport fürs Leben gelernt habe. Plus einer exklusiven Kiki Sieg-Weisheit zum Schluss. Ich bin gespannt darauf, ob du ähnliche oder vielleicht ganz andere Dinge durch Sport gelernt hast.
Los geht’s.
Lektion 1: Das Klischee stimmt (leider?): Glücklich machen die einfachen Dinge
Du brauchst nicht viel, um glücklich zu sein. Das wird dir an jeder digitalen Straßenecke zugerufen. Sie predigen, dass das Glück in den alltäglichen, kleinen Dingen zu finden ist: Wenn du dir achtsam an einer heißen Tasse Tee die Zunge verbrennst oder ganz bei dir bist, während du den Berg an Geschirr wegspülst, der sich j e d e n gottverdammten Tag von neuem ansammelt.
Mir fällt es manchmal schwer, daran zu glauben.
Aber ich kenne Tage, an denen das Glück für mich wirklich in den aller einfachsten Dingen lag:
Ein uralter, zerdrückter Müsliriegel? Ich habe noch nie etwas Leckereres gegessen!
Eine warme Dusche? Was für ein Luxus!
Die Beine hochlegen und nichts tun? Dass ich das noch erleben darf!
Es sind immer Tage, die mit viel Sport verbunden gewesen sind: das normale Training unter der Woche, der Wettkampf am Sonntag oder vor allem auch während des Trainingslagers.
Sport beruhigt den Geist (also meinen auf jeden Fall). Nach 6 Stunden auf dem Rad habe ich keine hohen Ansprüche mehr, sondern bin der glücklichste Mensch auf Erden, wenn ich etwas zu essen habe und den Rest des Tages aus dem Fenster starren darf (den Abwasch erledige ich dann morgen).
Lektion 2: Wenn du dich lebendig fühlen möchtest, streng dich doch mal für eine Sache so richtig krass an
Wenn du dir nach Wochen vor dem Schreibtisch nicht mehr sicher bist, ob dein Herz eigentlich noch schlägt – also so wirklich – dann renn doch mal so schnell du kannst um den Block.
Bald wirst du so am Hecheln und Leiden sein, dass du dir jeder einzelnen schmerzenden Zelle deines Körpers bewusst bist und weißt: Sie leben noch. Ich lebe noch.
Das mag ich bis heute mit am meisten an Wettkämpfen (egal, welche Sportart): Diese Momente größter körperlicher Anstrengung sind zwar mit – oh Wunder – großer körperlicher Anstrengung verbunden, aber sie sind gerade deswegen auch besonders. Sie reißen dich aus dem Alltagstrott, sie rauben dir den Atem und sie sorgen dafür, dass du dich lebendig fühlst.
Deswegen:
Setz dich doch mal für was ein. Muss auch nichts mit Sport zu tun haben.
Mach etwas, das dein Können übersteigt. (Du könntest zum Beispiel ohne Schwedisch-Kenntnisse, Berufserfahrung, Job oder Ahnung von Buchführung nach Schweden auswandern und dich dort selbstständig machen – fällt mir jetzt ganz spontan ein.)
Lass die Faulenzerei mal eine Weile hinter dir, mach es dir unbequem.
Könnte nämlich gut werden.
Und dich daran erinnern, dass du lebst.
Lektion 3: Setze dir konkrete Ziele und stehe zu ihnen
Es reden ja so viele über Affirmationen, Glaubenssätze, Goal Setting und so weiter.
Darüber kannst du natürlich denken, was du willst.
Aber es ist halt schon etwas dran.
Ich bin mal einen Marathon in 3:57 Stunden gelaufen, weil ich mir drei Monate lang jeden Morgen eingetrichtert habe, dass ich meinen ersten Marathon unter 4 Stunden laufen würde. Wenn ich mir gesagt hätte „Ich trainiere halt mal und dann mal schauen…“ hätte ich das nicht geschafft.
Zu der Zeit kannte ich die Worte Affirmation oder Glaubenssatz noch gar nicht. Aber ich hatte 18 Jahre Sport-Erfahrung und während dieser Zeit das ein oder andere über mentale Stärke gelernt.
Wenn du etwas erreichen möchtest, musst du auch dazu stehen.
Wenigstens dir selbst gegenüber.
Wenn andere fragen, kannst du ja immer noch behaupten, dass es dir nicht darum gehe, irgendetwas zu erreichen oder dir gar selbst etwas zu beweisen, sonder nur um den Spaß, die Erfahrung und die gute Zeit.
(Wer läuft bitte zum SPASS einen Marathon, nachdem er oder sie bereits 3,8 Kilometer geschwommen und 180 Kilometer Rad gefahren ist? Ja vielleicht macht diese Quälerei zwischendurch auch ein bisschen Spaß, aber ich wage zu behaupten, dass es mehr als Spaß an Bewegung braucht, um die Ziellinie eines Ironmans zu erreichen. Da ich noch keinen Ironman gemacht habe, kann ich aber auch falsch liegen.)
Lektion 4: Du hältst mehr aus, als du denkst – und das auch länger
Ich zweifle, ich stöhne, ich bemitleide mich selbst, ich gehe Umwege, mache mal zwei Schritte nach vorne und einen nach hinten, ich habe zwischendurch keinen Bock mehr.
Aber komischerweise gebe ich nicht auf. Ich werfe praktisch nie das Handtuch.
Egal wie lange es dauert, egal wie steinig der Weg ist, ich mache weiter. So lange, bis ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe.
Ich bin davon überzeugt, dass ich das kann, weil ich mit Ausdauersport aufgewachsen bin.
Wenn man sich jahrelang wöchentlich in sportlicher Hinsicht quält – man läuft auch die letzten 3 Intervalle, obwohl man längst nicht mehr kann, man schwimmt den 400-Meter-Test, auch wenn es mega anstrengend ist, man bereitet sich ein Dreivierteljahr auf einen nicht mal zweistündigen Wettkampf vor – entwickelt man eine ziemlich große Ausdauer. Man lernt, dass nichts über Nacht geschieht, sondern viel Training und Vorbereitung nötig ist.
Für mich eine der größten Lektionen, die ich durch Sport gelernt habe: Ausdauer – Dabeibleiben – zahlt sich früher oder später immer aus.
Manchmal habe ich das Gefühl, das ist das Motto meines Lebens. Hätte ich das nicht verinnerlicht, würde ich wohl nicht auch noch nach 4 Jahren an meiner Triathlon-Trilogie weiterschreiben.
Lektion 5: Es zählt, was du täglich machst
Lieber fünfmal die Woche eine Stunde trainieren, als einmal in der Woche fünf Stunden.
Es nützt wenig, sich an einem Tag komplett abzuschießen und danach tagelang nichts zu machen.
Eine einfache Regel, die ich aus sportlicher Sicht total sinnig finde. Und die auch im Leben generell viel Sinn macht. Wir leben schließlich täglich (hoffentlich). Was wir regelmäßig machen ist also wichtiger als das, was wir nur ab und zu machen.
Deswegen bin ich auch so unsportlich geworden. Weil ich aufgehört habe, Sport täglich, oder nahezu täglich, zu machen. (Diese Lektion ist also noch relativ frisch und mit etwas schmerzhafter Erkenntnis verbunden.)
Lektion 6: Sieg oder Niederlage – alles nur eine Momentaufnahme
Kommen wir zur exklusiven Kiki Sieg-Weisheit – für mich persönlich die wichtigste Lektion, die ich durch Sport fürs Leben gelernt habe:
Siege und Niederlagen sind nichts weiter als Momentaufnahmen. An diesem einen Tag, unter diesen speziellen Bedingungen und Voraussetzungen, warst du besser oder schlechter als jemand anderes.
Das bedeutet aber nicht, dass du generell besser oder schlechter als irgendjemand bist. Es bedeutet auch nicht, dass du ab jetzt für immer besser oder schlechter sein wirst.
Ein Sieg ist schön und die Freude reicht bestimmt von Sonntag bis Mittwoch, vielleicht sogar länger. Eine Niederlage ist nicht das Ende der Welt, auch wenn es dir vielleicht so wie mir geht und du dich noch 5 Jahre später in allen Einzelheiten daran erinnern kannst.
Nach jedem Sieg kommt früher oder später eine Niederlage und nach jeder Niederlage kommt früher oder später auch wieder ein Erfolg. Das Leben verläuft in Zyklen. Erfolgs- und Verdruss-Phasen können unterschiedlich lang sein und sich unterschiedlich oft abwechseln, aber jeder von uns wird sie durchleben. Beide Phasen. Immer wieder.
Deswegen lautet mein Rat: Feier die Feste, wie sie kommen.
Freue dich über deine Siege und akzeptiere deine Niederlagen. Beides ist vergänglich.
Das waren die 5 wertvollsten Lektionen, die ich durch Sport fürs Leben habe. Ich bin dankbar für jede von ihnen.
Was hast du vom Sport fürs Leben gelernt?
Schreibe einen Kommentar