Du suchst nach Möglichkeiten, deine Schreibblockade niemals zu überwinden und für immer am selben Romanprojekt zu sitzen? Damit du Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte an der gleichen Geschichte hängen bleibst, ohne jemals nennenswerte oder sich gut anfühlende Fortschritte zu machen?
Dann herzlich willkommen zu diesem Blogbeitrag, in dem ich dir die 9 todsicheren Wege vorstelle, mit denen du deine Schreibblockade niemals überwinden wirst.
Klingt gut? Dann nichts wie los.
Aber sei gewarnt: Jeder der 9 folgenden Wege wurde von mir ausgiebig getestet und monatelang selbst praktiziert. Lies nur weiter, wenn du deine Schreibblockade so sehr liebst wie ich und dich niemals wieder von ihr trennen möchtest.
1. Verdränge, dass du einen Roman schreibst
Das mag auf den ersten Blick leichter klingen, als es ist. Etwas zu verdrängen, das einem wichtig ist, erfordert eiserne Disziplin und langes Dranbleiben. Täglich wird sich das schlechte Gewissen melden und dich an deine Story erinnern, daran, dass sie erzählt werden möchte und dass es vielleicht sogar Menschen da draußen gibt, die sich schon darauf freuen, den fertigen Roman zu lesen.
Verfrachte diese Gedanken jedes Mal aufs Neue in die hinterste Ecke deines Geistes. Wenn du konsequent dran bleibst, wird das schlechte Gewissen jeden Tag etwas leiser. Der Tag, an dem es endgültig verstummt, ist ein wunderbarer.
Herzlichen Glückwunsch, du hast erfolgreich verdrängt, dass du einen Roman schreiben wolltest. Deine Schreibblockade ist manifestiert. Nun können in Ruhe Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen, in denen du keinen einzigen Gedanken an dein unvollendetes Manuskript verschwendest. So soll es sein!
2. Das Schreiben auf morgen verschieben (oder Montag)
Punkt 1 ist wirklich nur etwas für Expert:innen und ich verstehe, wenn du ihn dir noch nicht zutraust. Du kannst auch klein anfangen.
Anstatt dein für den Tag gesetztes Schreibziel motiviert und mit Schwung zu dem von dir bestimmten Tageszeitpunkt anzugehen, versuche doch mal, es nicht zu machen und dich damit zu vertrösten, es am nächsten Tag aufzuholen.
Nie wirklich Wörter zu Papier zu bringen, sondern es immer auf morgen zu verschieben ist eine perfekte Anfängerübung, um deine Schreibblockade zu hegen und pflegen und niemals zu überwinden. Fortgeschrittene verschieben nicht auf den nächsten Tag, sondern gleich auf Montag.
3. Schreibblockaden Geheim-Tipp: Keine regelmäßige Schreibzeit
Eng mit Nr. 2 verbunden ist eine weitere Möglichkeit, die ich dir nur ans Herz legen kann: Werfe deine regelmäßige Schreibzeit über Board. Sie würde nur dazu führen, dass du an deinem Roman weiter schreibst und das wollen wir schließlich verhindern.
Viel besser ist es, dir zu sagen: Ich schreibe heute, wenn ich zwischendurch mal Zeit habe. Dazu wird es nämlich nicht kommen. Wenn du zum Beispiel außerdem weißt, dass du morgens am besten schreiben kannst, würde ich alles daran setzen, dir für diese Tageszeit alle anderen wichtigen To-dos des Tages aufzuhalsen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass du dich dann wirklich abends nochmal an dein Manuskript setzen wirst, ist verschwindend gering. Tadaa – und wieder ein Tag erfolgreich der Schreibblockade gefrönt.
4. Länger als 3 Tage hintereinander nicht schreiben
Zu Beginn, wenn du noch zu sehr im Schreiben drin bist, kann es immer wieder vorkommen, dass du deine Schreibzeit einen Tag hast ausfallen lassen, aber am darauffolgenden Tag gleich wieder emsig vor dem Bildschirm klebst und in die Tasten haust.
Hier möchte ich dir einen Ratschlag aus der Sportwelt mit auf den Weg geben, der einem oft auf Instagram-Beiträgen mit Stock-Fotos im Hintergrund über den Weg läuft.
Der Spruch lautet: Never go 3 days without exercise and never miss a monday (Sprüche dieser Art sind eigentlich immer auf Englisch).
Die Lektion hieraus lässt sich eins zu eins aufs Schreiben übertragen: Schreibe nicht öfter als alle 3 Tage und niemals an einem Montag! Mit der Zeit kannst du es ausweiten. Schreib nur noch alle 4, 5, 6, 7 Tage… dann bist du ganz schnell bei nur noch einmal im Monat und ehe du dich versiehst, weißt du nicht mehr, wie lange dein letzter Schreibtag her ist. Success!
5. Es direkt perfekt machen wollen
Sagen wir, du stehst noch am Anfang deiner Schreibblockade und öffnest dein Manuskript noch regelmäßig, um weiterzuschreiben. Offensichtlich sind noch zu viel Spaß und Leichtigkeit in deinem Schreiben vorhanden.
Diese gilt es jetzt abzutöten. (Siehe dafür auch Punkt 6.)
Ein effektiver Weg besteht darin, dir viel zu hohe Ziele für deine Schreibzeit zu setzen – sei es bezüglich Wordcount oder Qualität. Am besten beides direkt in Kombination.
Wenn du ein komplett neues Kapitel schreiben möchtest, ist meine Erfahrung, dass du das Laptop am schnellsten wieder zuklappst, wenn du von dir erwartest, in sagen wir 1,5 Stunden ein druckreifes Kapitel mit perfektem Spannungsbogen, lebendigen Charakteren, authentischer Settingbeschreibung und hammermäßigem Ende zu schreiben. Funktioniert jedes Mal.
6. Negative Selbstgespräche
Zusätzlich zu Punkt 5 kommt es auch immer gut, wenn du dich, während du zaghaft versuchst, leere Seiten mit Wörter zu füllen, innerlich selbst kleinredest und beschimpfst.
Selbstgespräch in dem Stil: “Was ich hier schreibe ist der größte Müll ever, das kann mein Hund besser, und der kann noch nicht mal lesen und schreiben, ich habe nichts dazugelernt, ich werde es niemals schaffen, diese schrecklichen Worte in einigermaßen annehmbare zu transformieren…”
Wenn du dich nur auf das Negative konzentrierst und mögliche Schreiberfolge gekonnt ignorierst, kann ich dir garantieren, dass du auch deine Schreibblockade niemals überwinden wirst.
7. Andere in deinen Kopf lassen
Nehmen wir an, du bist in der Vergangenheit schwach gewesen und hast einen oder sogar mehrere Romane beendet (been there, done that). Gut, das kann man jetzt leider auch nicht mehr ändern.
Du kannst aber einen Nutzen daraus ziehen, um dich für dein aktuelles Romanprojekt zusätzlich zu blockieren und dafür zu sorgen, dass du so schnell keinen weiteren Roman veröffentlichen wirst.
Das geht so: Denk an die Rückmeldungen, die du für deine fertigen Bücher bekommen hast, vor allem an die positiven. Führe dir vor Augen, dass neben dir selbst nun auch andere Menschen Meinungen zu deiner Schreibkunst haben.
Wenn du den nächsten Teil einer Reihe planst, und die bereits veröffentlichten Teile eigentlich ganz okay waren, sag dir, dass der kommende Band auf jeden Fall schlechter wird, alle Leser:innen enttäuscht sein werden und du dem Druck und den Ansprüchen nicht gewachsen bist. Besser, den Roman niemals zu beenden, als sich dieser Niederlage zu stellen.
8. Dem Geld hinterherrennen
Wenn du nicht vom Schreiben leben kannst, sondern noch einen sogenannten “Brotjob” hast, meinen Glückwunsch. Er ist Gold wert, wenn du deinen Roman nie beenden möchtest und hat auch mir in den letzten 1,5 Jahren unzählige Dienste diesbezüglich geleistet.
Anstatt deine kreativen Ziele in deinem Alltag zu priorisieren, stelle Geld verdienen einfach immer an erste Stelle. Mach dir klar, dass es leichter ist, eine Stunde für einen bestimmten Betrag die Visionen eines anderen zum Leben zu erwecken, anstatt eine Stunde in dein eigenes Projekt zu investieren. Nimm den leichten Weg. Arbeite für Geld. Deine Schreibblockade wird es dir danken.
9. Verliere dein Warum aus den Augen
Apropos Vision. Alle oben genannten Punkte können sich als überflüssig erweisen, wenn du einfach deine Vision aus den Augen verlierst.
Warum wolltest du Romane schreiben? Worum ging es dir?
Solltest du darauf mal eine Antwort gehabt haben, was wahrscheinlich der Fall ist, wenn du schon Bücher veröffentlicht hast, dann rate ich dir, diese so schnell wie möglich zu vergessen. Hierbei sind alle Mittel erlaubt. Punkt 5, 6 und 7 können unterstützen. Hauptsache, du verlierst den Anschluss an dieses kreative Herz in dir, das sich ausdrücken wollte, das die kühnsten Träume hatte und gemacht hat, was es tun musste, um sich lebendig zu fühlen. Das tut weh, aber deine Schreibblockade wird dich trösten.
Du siehst, deine Schreibblockade niemals zu überwinden, erfordert viel Arbeit. Aber es ist möglich. Du kannst es schaffen.
Solltest du bereits ganz, ganz unten angekommen sein und dich völlig verzweifelt fragen, ob es das war, was du wirklich wolltest oder ob du es nicht vielleicht doch noch einmal probieren sollst mit diesem Manuskript, habe ich einen letzten Tipp für dich. Hilfreiche Infos findest du auch im Beitrag Schreibblockaden gibt es nicht! … Oder? von Jacky auf schriftsteller-werden.de oder beim Schreibsuchti: 26 einfache Wege, um die Schreibblockade zu überwinden und zur menschlichen Schreibmaschine zu werden.
Schreibblockade überwinden – so könnte es klappen
Auch diesen Tipp findest du auf vielen inspirierenden Instagram-Posts:
“If you can’t fly then run, if you can’t run then walk, if you can’t walk then crawl, but whatever you do you have to keep moving forward.”
Martin Luther King Jr.
Ein Beispiel dazu: Sagen wir – das ist jetzt komplett fiktiv – du bist eine junge Autorin und willst den letzten Teil deiner Triathlon-Trilogie schreiben.
Aus verschiedenen Gründen (siehe Punkt 1 bis 9) bist du innerhalb von 1,5 Jahre quasi nicht vorwärts mit deinem Manuskript gekommen. Du hast den Anschluss komplett verloren, weißt nicht mehr so richtig, worum es eigentlich gehen sollte und hast ein schlechtes Gewissen, das nicht von dieser Welt ist, obwohl du jeden Tag so brav verdrängt hast. Du bist zu einer atmenden Schreibblockade geworden. Sie zu überwinden würde bedeuten, dich zu verlieren.
Eigentlich bist du kurz vorm Aufgeben, bis du dieses Zitat siehst, das dich anspricht, weil “run” darin vorkommt und rennen ist genau das, was du willst – sprichwörtlich und im übertragenen Sinne. Aber du kannst gerade nicht laufen. Auch gehen ist schwer. Bleibt nur das Krabbeln übrig. Das lässt dich aufhorchen.
Krabbeln könnte im Bereich deiner derzeitigen Möglichkeiten liegen.
Du überlegst, was es übertragen auf dein unfertiges Manuskript bedeuten würde.
Und steckst dir zum ersten Mal seit Monaten ein realistisches Zwischenziel: die fehlenden Kapitel ansatzweise mit Leben füllen. 1.000 Wörter reichen. Nein, sagen wir 500 pro Kapitel. Qualität egal. Hauptsache Wörter.
Manuskriptziel insgesamt 75.000 Wörter? Hilfe! Sagen wir 60.000, nein, sagen wir 55.000 Wörter.
Plötzlich steht das Krabbelziel: ein Manuskript mit 55.000 Wörtern und in den bisher leeren Kapiteln mindestens 500 Wörter.
Du machst dich auf den Weg und von Rennen oder Gehen kann wirklich keine Rede sein, aber du gibst nicht auf und manchmal werden aus 500 sogar 1000 Wörter pro Kapitel und zwischendurch kommen dir gute Ideen.
Die Schreibblockade ist noch da, aber du stellst fest, dass es hilft, das Gegenteil von dem zu tun, was sie aufblühen lässt.
Eines Tages zeigt der Wordcount 55.017 Wörter an. Du starrst ungläubig auf die Zahl und es fühlt sich an, als wäre ein Bann gebrochen.
Jetzt musst du dich entscheiden: Was ist dir wichtiger – deine Schreibblockade oder dein Roman?
Wie soll es ab hier weitergehen?
Das kannst nur du wissen.
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