Wie schwer ist es, sich im Alltag Zeit zum Schreiben zu nehmen? Schwer. Wie groß ist das Verzweiflungspotenzial während des ersten Romanprojektes? Groß. Was könnte man dagegen tun? Wenn man zu radikalen Entscheidungen neigt – die Flucht ergreifen! Am besten so weit weg wie geht, zum Beispiel in eine Blockhütte in den Bergen. Wo einen niemand stört. Wo es keine Hetze, keine Ablenkung, keine Termine gibt. Das muss doch der Traum eines jeden Schriftstellers sein, oder? ODER?
Jetzt mal nur so rein theoretisch – off the top of my head – könnte ja jemand auf die Idee kommen, den Arsch der Welt aufzusuchen und 700 Meter links davon ein rotes Holzhaus im Wald zu beziehen. Der Briefkasten läge einen Kilometer entfernt und der Weg zum Haus wäre nur die Hälfte des Jahres befahrbar. Wenn den Laubbäumen im Winter die Blätter fehlten, könnte man in der Ferne einen See erkennen. Die einzigen Geräusche kämen von Vögeln, denen man durch die Fensterscheibe hindurch zuschaut, wie sie die im Garten verteilten Vogelhäuschen in Augenschein nehmen. Wenn man Glück hat, ständen in der Abenddämmerung plötzlich zwei Rehe auf der Wiese. Ein Fuchs wanderte im Schatten der Tannen vorbei. Nachts wäre der Himmel wolkenfrei und man könnte tausende von Sterne zählen. Es wäre das pure Idyll. Es gäbe keine Hetze, keine Ablenkung, keine Termine.
Man könnte sich ganz auf das Schreiben konzentrieren.
Aber das ist natürlich nur etwas für Leute, die zu radikalen Entscheidungen neigen. Zu denen gehöre ich ja nicht. Ich bin eher Typ Panikzwerg und wenn ich in ein Haus im Wald ziehen würde, dann müsste ich mich ja jeden Morgen, während ich an einem Kaffee nippe und auf ein leeres Worddokument starre, fragen: Wie konnte es so weit kommen und was zum Teufel mache ich hier? Das wäre ja total anstrengend.
Diese Sache mit dem Schreiben muss mir ernst sein, anders kann ich es nicht erklären, dass ich nun in der schwedischen Wildnis lebe und mir genau diese Fragen jeden Tag stelle.
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Alex meint
Wenn du wieder ein wenig Ablenkung von dieser Idylle brauchst, und die Straße zu dieser wunderbar entlegenen Hütte wieder befahrbar ist, melde dich bei mir. Ich rette dich – sehr gerne. ????
Kiki meint
Danke Alex 🙂