
Es geht nicht (nur) um 50.000 Wörter
Heute ist der letzte Tag des November, was bedeutet, dass der alljährliche NaNoWriMo (National Novel Writing Month) um Mitternacht zu Ende geht.

Für die, die den NaNoWriMo nicht kennen: es ging darum, innerhalb von 30 Tagen ein Romanmanuskript mit 50.000 Wörter zu schreiben.
Für die, die den #NaNoWriMo nicht über die Sozialen Medien verfolgt haben: der Feed war einen Monat lang voll mit Angaben zu Wordcounts. Wie viele Wörter gestern geschrieben wurden, wie viel Wörter heute schon geschrieben sind, und wie viele Wörter morgen geschrieben werden wollen.
Und schließlich für die, die am NaNoWriMo nicht teilgenommen haben: von außen wirkt es vielleicht so, als ginge es nur um Worte. Dieser Eindruck täuscht. Es geht eigentlich um ganz andere Sachen: Träume, Ideen, Schweinehunde, Abenteuer, Happy Ends, Glaube, Angst, Selbstbewusstsein und Biss. Für jeden persönlich geht es im NaNoWriMo um etwas anderes, weshalb es am einfachsten ist, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden: geschriebene Wörter.
Ich persönlich hatte ein verkleinertes NaNoWriMo-Ziel: statt 50.000 wollte ich 31.248 schreiben. Warum so eine krumme Zahl? Weil mir so viele Wörter bei meinem aktuellen Manuskript noch fehlten, damit es endlich Romanlänge haben würde (die ich bei 75.000 Wörter festmache). Spoiler: Ich habe mein Wörterziel nicht erreicht. Bei 27.468 geschrieben Wörtern habe ich den NaNoWriMo für beendet erklärt. Trotzdem bin ich sehr zufrieden und deswegen kann ich aus erster Hand berichten, dass es beim NaNoWriMo eben nicht (nur) um den Wordcount geht.
Es geht um dein Warum und wenn du dem im November näher gekommen bist, dann hast du gewonnen, egal wie viele Wörter du geschrieben hast.
Ich habe beim NaNoWriMo mitgemacht, weil ich seit Monaten in einem Schreibloch steckte. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie egal. Tatsache war, dass ich mit meinem zweiten Romanprojekt nicht weiter kam. Eigentlich wollte ich schon längst mit der Überarbeitung begonnen haben, aber große Teile meines Manuskriptes bestanden vor allem im hinteren Teil nur aus 300-Wörtern Kapiteln. Es gab noch nichts zu lektorieren, was ich mir nicht eingestehen wollte, weil ich mich hin und wieder schwer damit tue, weiße Blätter mit Leben zu füllen.
Ich brauchte einen Neuanfang für mein Manuskript. Natürlich wäre jeder Tag ein guter Tag für einen Neuanfang geewesen, aber man kennt das ja, der nächste Montag passt immer besser als der jetzige. Deswegen kam mir der NaNoWriMo gerade recht. Wenn man sich angesichts eines Buchprojektes überfordert fühlt, ist es gut, sich auf etwas zeitlich Überschaubares mit festem Anfang und Ende konzentrieren zu können. 30 Tage sind überschaubar. Also beschloss ich mitzumachen.
Ich habe nicht 3.780 Wörter verloren, sondern 27.468 Wörter gewonnen und habe obendrauf:
- meine Schreibblockade überwunden. Ich habe mich hingesetzt und geschrieben, manchmal lief es gut, manchmal habe ich die Augen beim Tippen zugemacht, weil es so schlecht war, das ich nicht hinsehen konnte. Aber ich habe geschrieben.
- den Glauben an mich als Autorin und das Manuskript als Roman-Baby wieder gefunden.
- gelernt mich auf mich und mein Ziel zu konzentrieren. Nach 10 Tagen hatte ich noch keine 5.000 Wörter und nach 17 Tagen immer noch weniger als 10.000, während andere zu dieser Zeit die 50.000 Wörter schon voll hatten.
- bewiesen, dass ich ein Projekt von Anfang bis Ende durchziehen kann (das hatte ich vergessen).
- endlich einen vollständigen Text zum lektorieren!!! Yeah 😉
Kann ich den NaNoWriMo weiterempfehlen?
Auf jeden Fall. Wir wissen alle, dass man keinen druckfertigen Roman in einem Monat schreiben kann (ok, es gibt Amazon Kindle Unlimited-Autoren, die das können, aber egal). Es geht trotzdem nicht darum, einen formvollendeten Roman zu schreiben. Es geht darum, etwas zu Papier zu bringen, aus einer Idee eine Geschichte zu machen, etwas zu schaffen, das man verbessern kann. Denn ein weißes Blatt kann man nicht überarbeiten. Ich habe es probiert, es hat nicht geklappt.
Von daher glaube ich, dass es immer einen guten Grund gibt, beim NaNoWriMo mitzumachen. Man muss ihn nur für sich selbst finden und vielleicht (wahrscheinlich?) besteht er nicht daraus, 50.000 Wörter zu schreiben. Das können bestimmt auch diejenigen bestätigen, die exakt 50.000 Wörter geschrieben haben.
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