
Kennst du diese Momente, in denen du eigentlich schreiben willst — aber dein Kopf macht nicht mit? Du sitzt vor dem leeren Blatt (oder dem blinkenden Cursor), und dein Gehirn fühlt sich an wie diese graue Suppe an Regentagen: träge, langsam, unkreativ.
Herzlichen Glückwunsch, du bist offiziell Teil des #TeamSchreibblockade. Willkommen im Club.
Aber bevor du jetzt frustriert den Laptop zuklappst oder dich doch wieder auf TikTok verlierst: Ich hab da was für dich. Eine Schreibmethode, die fast schon magisch wirkt. Einfach, schnell und garantiert wirkungsvoll.
Darf ich vorstellen? Free Writing. Oder wie ich es gerne nenne: Kopf-Aus-Schreiben.
7 weitere kreative Schreibübungen, die für Urlaub im Kopf und gute Einfälle beim Schreiben sorgen, gibt es übrigens in meiner kostenlosen Mini-Schreibwerkstatt "Schreib dich frei" (klick).

Hej, hier schreibt Kiki
Autorin der Triathlon-Trilogie (klick), Schreibpädagogin für Kreatives Schreiben (klick), vor einigen Jahren nach Südschweden ausgewandert und gerne in Bewegung! Ich lebe mit meiner Familie in einem typischen roten Schwedenhaus mitten im Wald und habe den Kopf voller Geschichten. Lebensmotto: Man muss die Feste feiern, wie sie kommen 💙
Was ist Free Writing eigentlich?
Free Writing (auf Deutsch auch „freies Schreiben“) ist im Prinzip genau das, wonach es klingt: Du schreibst einfach drauflos. Ohne Plan. Ohne Pausetaste. Ohne Angst vor Fehlern.
Dabei ist das Ziel nicht, gleich die nächste Bestseller-Idee zu entwickeln (obwohl das natürlich passieren könnte …). Sondern: Den Kopf zu entleeren. Gedanken in Bewegung zu bringen. Worte fließen zu lassen.
Das Schöne: Es gibt keine Regeln, die du kaputtmachen kannst. (Schon mal ein entspannender Anfang, oder?)
Warum Free Writing so gut tut — und zwar nicht nur beim Schreiben
Freies Schreiben ist wie Sport für deinen Schreibmuskel. Am Anfang fühlt es sich vielleicht ungewohnt an. Ein bisschen holprig. Vielleicht auch ziemlich schräg.
Aber je öfter du es machst, desto leichter fällt es dir. Desto freier wird dein Schreiben. Und desto weniger lässt du dich von deiner inneren Kritikerin sabotieren.
Denn seien wir mal ehrlich: Diese Kritikerin ist oft das nervigste Hindernis in unserem Kopf. Nörgelt an jedem Satz herum, findet alles peinlich und hält dich davon ab, überhaupt loszulegen.
Beim Free Writing darf die sich aber gern mal einen Kaffee holen. Oder Altglas wegbringen. Denn hier gilt: Alles ist erlaubt. Wirklich alles.
Nebenbei trainierst du:
- deine Kreativität
- dein Ausdrucksvermögen
- dein Tempo beim Schreiben
- und deinen Mut, einfach anzufangen.
So funktioniert Free Writing – Schritt für Schritt
Falls du jetzt denkst: „Klingt ja nett, aber wie genau geht das eigentlich?“ — kein Problem. Hier kommt deine persönliche Anleitung.
1. Stell dir einen Timer
Fünf Minuten reichen am Anfang völlig. Zehn sind auch super. Und wenn du im Flow bist, mach ruhig zwanzig draus. Wichtig: Während dieser Zeit schreibst du ohne Pause.
2. Nimm dir ein Thema – oder auch nicht
Du kannst dir vorher überlegen:
→ Worüber will ich schreiben?
→ Was beschäftigt mich gerade?
→ Welche Figur könnte heute eine Geschichte erleben?
Oder du startest einfach mit dem Satz: „Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll, aber …“ und lässt es laufen.
3. Schreib ohne zu stoppen
Das ist der wichtigste Punkt. Kein Nachdenken. Kein Löschen. Kein Zurückspringen, um Sätze zu verbessern.
Sondern: Immer weiter. Egal, ob es chaotisch klingt. Egal, ob du mitten im Satz abdriftest. Genau das ist der Sinn!
4. Tipp: Schreib handschriftlich
Ich weiß, Oldschool und so. Aber beim Schreiben mit der Hand sind wir oft weniger streng zu uns selbst. Außerdem hält dich kein Autokorrektur-Teufel auf.
(Und wenn du schreibst wie jemand, der gerade vom Rosenmontagszug kommt — völlig egal. Es schaut ja keiner.)
Was bringt dir das Ganze?
Free Writing ist wie ein Warm-up fürs Gehirn. Danach bist du meistens viel lockerer, wenn du an deinen „richtigen“ Texten weiterarbeitest.
Außerdem findest du beim freien Schreiben oft überraschende Gedanken, die du sonst nie gefunden hättest. Neue Ideen. Kleine Funken, die plötzlich dein Kopfkino anwerfen.
Oder du schreibst dir einfach mal den ganzen Frust von der Seele. Auch das kann sehr befreiend sein.
Praktische Tipps für dein bestes Free Writing – damit es nicht bei „Ich sollte mal …“ bleibt
Okay, du bist also bereit. Du willst es wirklich ausprobieren. Großartig!
Damit dein Free Writing nicht gleich am ersten Versuch scheitert, weil das Handy klingelt, der Kühlschrank ruft oder dein innerer Schweinehund dir zuflüstert: „Ach komm, morgen reicht auch …“ — hier kommen meine besten Tipps aus der Schreibpraxis.
1. Mach dir deine Schreib-Oase
Free Writing funktioniert am besten, wenn du dir bewusst einen kleinen, ungestörten Schreibraum schaffst. Das muss kein Luxus-Büro sein (hätte ich auch gern). Es reicht:
- eine gemütliche Ecke
- dein Lieblings-Stift und Notizbuch
- Handy auf Flugmodus
- Vielleicht Musik ohne Gesang oder absolute Stille (je nachdem, was dir hilft)
- Und ganz wichtig: Kein Druck. Kein „Das muss jetzt toll werden“.
Mach diesen Moment zu deinem kleinen Rückzugsort — nur du und deine Gedanken.
2. Probier es mal wieder mit Handschrift
Ich weiß, wir sind alle schnell-schnell unterwegs. Aber beim Free Writing lohnt es sich wirklich, mal wieder zum Stift zu greifen.
Warum?
Weil du beim handschriftlichen Schreiben automatisch langsamer bist — und damit bewusster.
Weil du keine nervige Rechtschreibkorrektur hast, die dich ständig unterbricht.
Und weil ein schönes Notizbuch dich irgendwie viel mehr zum Schreiben einlädt als ein blinkender Cursor.
(Du brauchst kein teures Journal – ein einfacher Collegeblock tut’s auch!)
3. Mach es zur Routine – auch wenn’s nur kurz ist
Free Writing wirkt am besten, wenn du es regelmäßig machst. Und nein — du musst nicht jeden Tag 30 Minuten in dein Bullet Journal kritzeln (außer, du willst das).
Schon fünf Minuten am Morgen können reichen. Oder dreimal die Woche nach Feierabend. Hauptsache: Es wird zu einem kleinen Ritual.
Stell dir einfach einen Wecker, nimm dir kurz Zeit — und los.
Schreiben ist wie Sport: Je öfter du’s machst, desto leichter wird’s.
4. Spiel mit der Zeit und deinen Themen
Manchmal flutscht es nach zwei Minuten. Manchmal dauert es zehn Minuten, bis dein Kopf endlich locker wird.
Teste einfach aus:
- Fünf Minuten für schnelle Gedankenblitze
- Zehn Minuten für kleine Schreibabenteuer
- Zwanzig Minuten für den ultimativen Brain Dump
Und was deine Themen angeht: Sei mutig!
- Schreib eine Szene aus dem Leben deiner Romanfigur
- Schreib einen Brief an dein zukünftiges Ich
- Schreib eine Liste mit 100 völlig verrückten Dingen, die du gern mal erleben würdest
- Oder schreib einfach planlos drauflos — das ist oft das Spannendste.
Bonus-Tipp: Leg dir eine Free-Writing-Ideenliste an
Damit du nie wieder dastehst und denkst: „Aber ich weiß doch gar nicht, worüber ich schreiben soll!“
Sammle Themen, Satzanfänge, Fragen oder kleine Challenges in deinem Notizbuch. Und zieh sie bei Bedarf wie eine Schatzkarte hervor.
Free Writing als Geheimwaffe im kreativen Schreibprozess
Vielleicht fragst du dich jetzt: „Okay, klingt alles nett … aber wofür soll ich Free Writing eigentlich konkret nutzen?“
Die kurze Antwort: Für alles.
Die lange Antwort: Lies weiter.
Denn Free Writing ist viel mehr als nur Gedanken-Müllabfuhr. Es ist ein richtig gutes Werkzeug, um deine Kreativität anzukurbeln — vor allem, wenn du an eigenen Texten, Geschichten oder sogar einem Buchprojekt schreibst.
Hier sind meine Lieblingsmethoden:
1. Free Writing zur Ideenfindung – wenn dein Kopf leer ist (oder zu voll)
Kennst du das?
Du willst eine neue Geschichte schreiben — aber dein Kopf fühlt sich an wie die Wechselzone vor dem Start eines großen Triathlon-Wettkampfes: Die teuersten Räder hängen herum und keines wird gefahren.
Dann hilft Free Writing.
Setz dich hin und schreibe ohne Plan drauflos:
- Welche Wörter tauchen in deinem Kopf auf?
- Welche Bilder?
- Welche Gefühle?
Oder gib dir selbst ein Thema, z.B.:
„Was wäre, wenn meine Hauptfigur plötzlich wieder ein Kind wäre?“
Aus diesem freien Schreiben entstehen oft ganz unerwartete Ideen, Satzfragmente oder Szenen, die später das Grundgerüst für dein Projekt werden.
2. Free Writing als Aufwärmübung – dein kreatives Stretching
Sportler:innen machen sich warm. Sänger:innen singen sich ein.
Und du? Du schreibst dich warm.
Gerade wenn du an einem Roman, Artikel oder Blogpost arbeitest, ist Free Writing die perfekte Vorbereitung.
Warum?
Weil es dich locker macht. Weil du den Druck rausnimmst. Und weil du so direkt in den Flow kommst.
Tipp: Stell dir einen Wecker auf 5 Minuten und schreib einfach alles auf, was dir gerade durch den Kopf geht – auch wenn es sowas ist wie:
„Ich habe keine Ahnung, was ich hier tue. Mein Kaffee ist schon wieder kalt. Wo ist eigentlich mein Kugelschreiber hin?“
Nach diesen fünf Minuten ist dein Kopf auf Betriebstemperatur – und du kannst richtig loslegen.
3. Free Writing zur Figuren- oder Welten-Entwicklung – spiel dich rein!
Mein persönlicher Favorit: Nutze Free Writing, um deine Romanfiguren besser kennenzulernen.
Lass sie in deinem Notizbuch einfach mal selbst zu Wort kommen.
Zum Beispiel:
„Liebes Tagebuch, heute war der schlimmste Tag meines Lebens, weil …“
Oder:
„Was ich dir schon immer mal sagen wollte, liebe Hauptfigur …“
Genauso kannst du auch Handlungsstränge, Konflikte oder ganze Welten erforschen.
Frag dich:
- Was denkt meine Figur wirklich über XY?
- Wie würde sich meine Geschichte anfühlen, wenn sie in einer anderen Zeit spielt?
- Was wäre das schlimmstmögliche Ereignis, das jetzt passieren könnte?
Schreib es auf. Ohne Anspruch auf Perfektion.Vielleicht landet es später in deinem Buch. Vielleicht auch nicht.
Aber eines ist sicher: Es bringt dich weiter.
Fazit: Trau dich. Schreib los. Könnte gut werden.
Free Writing ist nicht perfekt. Es soll es auch nicht sein.
Es ist roh, unzensiert, manchmal chaotisch und manchmal großartig. Und genau das macht es so wertvoll.
Also schnapp dir heute noch ein Notizbuch oder öffne ein leeres Dokument und schreib einfach drauflos. Ohne Plan. Ohne Angst. Ohne diesen nervigen Perfektionismus.
Weil du es kannst.
Weil Schreiben Spaß machen darf.
Weil jede gute Geschichte irgendwo anfangen muss.
Und manchmal beginnt sie genau hier.
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