In den letzten zwei Wochen habe ich viele Familienmitglieder, Freunde und Bekannte getroffen. Sie haben alle dieselbe Frage gestellt: Kerstin, wann kann man dein Buch endlich kaufen? Abgesehen davon, dass ich mich total freuen, dass mittlerweile praktisch alle Menschen, die ich kenne, an meinem kleinen Romanprojekt Anteil nehmen, musste ich mir, nachdem ich zum fünften Mal „bald“ geantwortet habe, eingestehen, dass meine Veröffentlichungspläne bisher doch noch recht unkonkret sind. Man könnte sie auch als nichtexistent bezeichnen. Alles, was ich weiß, ist, dass ich das Buch vor dem 14.03.2019 veröffentliche werde. Das kam mir bisher noch so weit weg vor, dass es noch gar nicht nötig war, sich konkret mit der Veröffentlichung auseinanderzusetzen. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass das nicht der ausschlaggebende Grund für mein Zögern ist. Die Wahrheit ist: Ich glaube, ich habe Schiss.
„Eines Tages schreibe und veröffentliche ich einen Roman“ ist das Mantra, dass ich mir seit mindestens 14 Jahre in allen möglichen Lebenslagen gesagt habe, um mich aufzubauen. Zum Beispiel: Mir doch egal, dass sich XY nicht für mich interessiert! Eines Tages schreibe und veröffentliche ich einen Roman und das einzige, wozu ich mich dann noch herablasse, ist ein Autogramm. Aber auch nur, wenn er nett fragt! Oder: Mir doch egal, dass ich nachts schon davon träume, Kunden nach ihrer Payback-Karte zu fragen! Eines Tages schreibe und veröffentliche ich einen Roman und brauche diesen Aushilfsjob an der Kasse nicht mehr! Oder: Mir doch egal, dass ich ein halbes Jahr an einer Masterarbeit schreibe, die genau zwei Personen lesen werden! Eines Tages schreibe und veröffentliche ich einen Roman und den werden Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Menschen lesen!
Was mache ich denn, wenn ich den Roman veröffentlicht habe und mein Leben danach einfach weiter geht wie bisher? Und sich nichts ändert? Denn so wird es natürlich kommen und das ist für einen Menschen, der gerne bunt und groß träumt, ein bisschen… uninspirierend.
Am allermeisten habe ich eigentlich davor Schiss, dass ich irgendwann so ernüchtert von der Realität des Lebens einer unbekannten Autorin sein werde, dass mir der Elan fehlt, weiterzuschreiben. Das darf auf keinen Fall passieren! Weil manchmal, im stillen Kämmerlein, wenn keiner zuschaut und ich wie momentan mein Manuskript ein letztes Mal auf Rechtschreibfehler kontrolliere, klopfe ich mir beim Lesen ab und an selbst auf die Schulter, weil ich finde, dass ich das eigentlich gut gemacht habe. Und ich glaube, mit mehr Übung kann ich das noch viel besser.
Naja. Der Weg führt ja immer durch die Angst und deswegen kippe ich mein „Ich veröffentliche vor dem 14.03.2019“-Gebot und ändere es in „Ich veröffentliche so schnell wie möglich.“ Ich muss da jetzt durch, denn: Eines Tages schreibe und veröffentliche ich einen Roman und dann bin ich doch ziemlich stolz auf mich, dass mich all die Selbstzweifel, Versagensängste und 1-Sterne-Rezensions-Befürchtungen nicht aufgehalten haben. Denn von sowas sollte sich wirklich niemand aufhalten lassen.
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