Leute, es geht mir blendend. Ich weiß auch nicht, ob ich unbewusst schon so sehr mit meiner Geschichte verwachsen bin, dass ich die letzten Wochen „ohne“ einfach nicht aushalten konnte, oder ob ich langsam doch eine optimistische Grundhaltung entwickelt habe. Wie auch immer – ich habe mein Manuskript aus dem Lektorat zurückbekommen und entgegen aller (ok, nur meiner) Erwartungen musste ich nicht in Tränen ausbrechen. Holt die Partyhütchen aus dem Keller.
Da eine optimistische Grundhaltung für mich noch etwas Neues ist, habe ich mich nach bewährter Manier auf die Rückgabe meines Manuskriptes vorbereitet: Lebenslauf aktualisiert, Homeoffice Jobs auf Mindestlohnbasis recherchiert und schon mal die Route zum nächsten Job Center berechnen lassen.
Scherz. Habe ich nicht gemacht. Wobei… 😉
Lasst mich anders beginnen. Ich lebe nach zwei Weisheiten. Erstens: Man muss die Feste feiern, wie sie kommen. Zweitens: In times of trouble, make an excel sheet. Aber eine Exceltabelle allein hat in diesem Fall nicht gereicht, nein, ich habe letzte Woche ein komplett neues Kalendersystem entwickelt, mich mit Projektmanagement beschäftigt und bis auf die Sekunde ausgerechnet, wie viel Zeit ich zum Überarbeiten haben werde (denn am Sonntag verschicke ich das Manuskript schon an meine Testleser). Ich habe mir sogar vorgenommen, mit den wichtigsten Sachen zu beginnen. Nicht mit den leichtesten. Bahnbrechend.
Als ich mein Manuskript dann Sonntagabend wieder in Händen hielt, habe ich das gemacht, was jeder kreative Geist zuerst machen würde: die Lage checken und eine Exceltabelle anlegen. Die Statistik sieht so aus: 1244 Überarbeitungen (Rechtschreibung und Grammatik) und 89 Kommentare. Ich bin jeden Kommentar durchgegangen und habe mir überlegt, wie viel Arbeit dahinter steckt und wie lange ich dafür brauchen werde. Wie eine Erwachsene. Ich bin so stolz.
Meine Lektorin könnte ich küssen, weil ich sehe kann, dass sie mich ernst genommen hat. Wo ich mich doch manchmal selber nicht ernst nehme! Wenn man dazu gebracht wird, über die Konnotation des Wortes „verheißungsvoll“ nachzudenken, den Plural von Espresso erklärt bekommt, „bedauernd“ als Ersatz für „mitleidvoll“ vorgeschlagen bekommt und denkt „ja man, das passt viel besser“, auf Metapher aufmerksam gemacht wird, denen man sich nicht bewusst war, oder auf Feinheiten wie „auf den ersten Schritten“ oder „während der ersten Schritte“ hingewiesen wird – ist das einfach schön.
Mir ist jetzt auch nochmal bewusst geworden, wie wertvoll die Rückmeldung meiner beiden Erstleserinnen war. Nach ihrem Feedback habe ich inhaltlich nochmal einiges überarbeitet, vor allem zum Ende der Geschichte hin, bis ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte nun rund ist. Das scheint gut geklappt zu haben.
Jetzt bin ich umso gespannter auf das Feedback der Testleser. Bis dahin sitze ich mit Partyhütchen auf dem Kopf vor meiner Exceltabelle und hake erfolgreich überarbeitete Punkte ab. Skål!
Ps: Es sind 1.070 Kilometer.
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