Es gibt Tage, da sind die Aufgaben simpel: das Fußballspiel gewinnen, die Gurken pflanzen, den Blogeintrag schreiben. Dann wird das Spiel verloren, statt der Gurken pflanzt man Zucchini und der Blogeintrag wird immer weiter nach hinten verschoben, weil, es ist ja noch hell draußen und außerdem hat man eine völlig neue Seite an YouTube entdeckt; nämlich die der süßen Hundevideos. Doch alle verfügbaren Australian Shepherd Videos zu schauen ist extrem zeitintensiv (was mich natürlich nicht davon abhält) und da es in Småland momentan locker bis halb elf hell ist, ist es auch mühsam, darauf zu warten, dass es dunkel genug zum schreiben wird.
Es bringt alles nichts. Ich kann es nicht weiter hinauszögern. Lasst uns über *schluck* Gefühle sprechen.
Vor einiger Zeit habe ich ein Zitat gelesen, in dem es sinngemäß darum ging, dass die Aufgabe eines Romans (unter anderem) darin besteht, Gefühle zu vermitteln. Damit der Leser die Ereignisse nachvollziehen kann. Wenn ich das früher gewusst hätte, hätte ich niemals angefangen, einen Roman zu schreiben 😉
Nein. Spaß beiseite. Ich verstehe es. Wenn man Fakten vermittelt bekommen will, liest man ein Sachbuch. Aber Romane liest man, um mitzuleben, mitzuleiden und mitzufühlen. Nur bedeutet das im Umkehrschluss, dass ich als Autorin für die Vermittlung der Emotionen hauptverantwortlich bin… achherjee.
Gefühle zu kommunizieren ist nicht so meine persönliche Stärke. Das einzige Gefühl, mit dem ich offen umgehen kann, heißt Sarkrasmus (lasst mich bitte in dem Glauben, dass das ein Gefühl ist). Nach meinen Gefühlen gefragt, nehme ich mir im Allgemeinen ein Beispiel an männlichen Bezugspersonen im familiären Umfeld und antworte mit einem klaren “Joa“.
Bestes Beispiel für meine Schwierigkeiten damit, über Gefühle zu schreiben, ist die Rückmeldung meiner beiden Erstleserinnen, dass meine Hauptperson teilweise etwas skrupellos wirkt, weil man nämlich nicht so oft einen Einblick in ihre Gefühlswelt bekommt.
Ich würde skrupellos gerne mit stark ersetzten, kann aber nicht ignorieren, dass sie recht haben. Verdammt.
Also bin ich das ganze Manuskript durchgegangen (hatte eh grad nichts besseres zu tun) und habe Stellen gesucht, an dem ich das Innenleben der Protagonistin veranschaulichen könnte, vor allem in den Schlüsselszenen. Dann habe ich einmal tief durchgeatmet und nach passenden Worten gesucht. Das Problem ist schließlich nicht, dass ich in Wahrheit in Roboter bin und keine Emotionen in mir trage, sondern das Problem besteht eher darin, dass es meiner Meinung nach ziemlich Mut erfordert, Dinge zu schreiben, die etwas mit Gefühlen zu tun haben. Irgendwann liest das ja mal jemand!
Zum Glücke habe ich noch etwas Zeit, bis das Thema Veröffentlichung aktuell wird. Meine Komplexe und ich konzentrieren uns bis dahin auf die Überarbeitung des Manuskriptes. Dabei hilft uns ein Gefühl ganz besonders: Verdrängung.
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