Woraus entstehen Geschichten? Soll man über das schreiben, was man kennt? Oder lieber über das, was einen interessiert? Eine Kombination aus beiden? Und wenn man nichts kennt oder erlebt hat, über das es sich zu schreiben lohnt, darf man sich dann etwas ausdenken? Ich würde sagen: Ja und ja und ja und ja. Eines meiner Lieblingszitate lautet: „All diese Geschichten stimmen, doch keine ist wahr“ (Gunter Geltinger). So halte ich das auch.
Was für Geschichten liegen einem? Oft ist es leichter zu wissen, was einen nicht liegt. Ich habe in meinem Leben zum Beispiel noch keinen Krimi und keinen historischen Roman gelesen, geschweige denn einen Thriller oder gar Science-Fiction. Unterm Strich bin ich eher so der heile-Welt-Typ, wobei mich die richtig schnulzigen Liebesromane auch langweilen. Wenn ich in einer Buchhandlung bin, steuere ich zuerst die Jugendbuchabteilung an.
Ich mochte Jugendbücher als Jugendliche schon am liebsten und während ich mich mit Anfang Zwanzig immer etwas dafür schämte, macht es mir mittlerweile nichts mehr aus, dass ich auch als Erwachsene noch am liebsten Jugendbücher lese. Denn Jugendbuch bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Geschichte nur für Jugendliche gedacht ist, sondern erstmal nur, dass die Protagonisten Jugendliche sind.
Einer der Gründe dafür, warum mich jugendliche Protagonisten so interessieren, ist das „Coming of Age“ Thema, dass sich in viele Geschichten wiederspiegelt. Die Heldin entwickelt sich weiter. Sie wird erwachsen. Der Weg dorthin ist meistens nicht einfach; wenn es eine gute Geschichte ist, ist der Weg dorthin sogar richtig schwierig. Aber am Ende wird alles gut. Oder zumindest besser.
Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt und was sich in den Geschichten in meinem Kopf auf die eine oder andere Art öfters wiederspiegelt ist das der Leistungsgesellschaft. Wir sind in einer Leistungsgesellschaft aufgewachsen, wir leben in einer Leistungsgesellschaft und ich stelle mir öfters die Frage, wann „gut“ „gut genug“ ist und was mit dem ständigen Leistungsdruck eigentlich bezweckt werden soll.
Und dann wäre da natürlich noch ein Thema, dass ich mal groß mit „Schreibe über das, was du kennst“ labeln würde: Sport.
Sport bietet meiner Meinung nach so viel Potenzial für mitreißende Geschichten, ist aber in der Romanwelt unterrepräsentiert (abgesehen von Pferdebüchern für Mädchen und den Fußballgeschichten für Jungs, als auch den Klischees der schönen Ballerina und des verschlossenen Boxer mit der schweren Vergangenheit. Und dann natürlich nicht zu vergessen die amerikanischen High School Geschichten über die schöne Cheerleaderin und den Football-Spieler mit der schweren Vergangenheit). Ich finde, man sollte das ändern.
Und deswegen plädiere ich für das Genre des sportlichen Jugendromans, das es nicht gibt und was mich bei der Wahl der Amazon-Keywords und Verschlagwortungen noch vor Probleme stellen wird -aber egal.
Für mich sind Wettkämpfe oder anderen sportliche Ereignisse unterschätzte Abenteuer im Alltag. Man kann ein ganz normales Leben führen, aber wenn man am Wochenende um 8 Uhr morgens bei 18°C Wassertemperatur ohne Neoprenanzug in irgendeinem Baggersee treibt und auf den Startschuss wartet oder seinen ersten Marathon läuft und das Gefühl für Zeit und Raum verliert, weil man zu sehr damit beschäftigt ist, nicht stehen zu bleiben, dann fühlt sich das ein bisschen so an wie gegen Drachen zu kämpfen; erst recht wenn man Montags um 8 Uhr wieder auf der Arbeit ist, als sei nichts gewesen. Ich finde, darüber lohnt es sich zu schreiben.
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