
Hallo Bike Away 

Beim Schreiben von Swim Away hatte ich Rückenwind. Beim Schreiben von Bike Away Gegenwind.
Und es ging bergauf. Steil, bestimmt 14%. Asphaltiert hatte natürlich auch keiner.
Zwischendurch musste ich absteigen und schieben und ein- oder zweimal bin ich komplett stehen geblieben.
Aber wie das immer ist im Leben: Solange man nur stehen bleibt, um zu verschnaufen, und nicht, um aufzugeben, erreicht man irgendwann das Ziel.
Von allen Sportmetaphern, die ich so drauf habe, ist das immer noch eine meiner liebsten.
Während des Wartens auf die Veröffentlichung der Taschenbuch-Ausgabe von Bike Away habe ich Zitate und kleine Texte rund um die Entstehung des Romans in den Sozialen Netzwerken gepostet. Mir haben sie gefallen, deswegen habe ich sie in diesem Blogeintrag zusammengefasst, um sie auch auf meiner Homepage zu verewigen. Wenn du einen Eindruck von Bike Away bekommen möchtest, lies gerne weite 🙂
In Bike Away geht um Sport, Familie, Freundschaft und erste Liebe

Es geht ums Gewinnen wollen und die Fragen, was es eigentlich zu gewinnen gibt und ob es das wert ist. Um das, was man im selben Atemzug verlieren kann. Warum trainieren? Was treibt einen an? Trainiert man auf etwas hin oder läuft man vor etwas weg; ist es Angriff oder Flucht?
Der Klappentext geht so:
Wozu so viel trainieren? Warum dem ersten Platz hinterherlaufen?
Fragen, die sich Aurelie nie gestellt hatte.
Gewinnen war ein Teil von ihr.
Blöd nur, dass ihr diese Antwort auf einmal nicht mehr reichte.
Aurelie will sich nicht mehr im Sport verrennen. Lieber möchte sie auf ein Date mit Marlon gehen. Sie wird ihren Ehrgeiz, die Beste sein zu wollen, schon in den Griff bekommen – auch falls sie es in den Kader schafft.
Mit einem brüchigen Elternhaus, einer Schwester auf dem Selbstfindungstrip und einer anspruchsvollen Trainerin, wird Aurelies Durchhaltevermögen auf die Probe gestellt. Was gibt ihr Halt, wenn die Selbstzweifel überhandnehmen und ein Fehltritt alles ins Wanken bringt?
Bevor sie sich versieht, geht es weniger ums Gewinnen, als vielmehr darum, nicht alles zu verlieren.
Sportromane mit jugendlichen Hauptpersonen…

Ich weiß, dass das ein totales Nischengenre ist. Ich weiß, dass sich die meisten Leser davon nicht angesprochen fühlen.
Wer schreibt oder liest schon wirkliche Sportromane? Kaum einer.
Ok, im Bereich Sportromance gibt es einiges, aber als ehemalige Leistungssportlerin trifft das meistens nicht ganz meine Erwartungen. Sport kommt in diesen Geschichten zwar schon vor, aber eher am Rande und als Setting.
Für mich bedeutet Sportroman aber, dass die Story eng mit sportlichen Ereignissen verknüpft ist, dass sie die Handlung prägen und die Geschichte ohne das sportliche Element nicht funktionieren würde.
Ich meine es ernst, wenn ich Sportroman als Untertitel angebe. Auch wenn es natürlich niemals nur um Sport geht. Das tut es nie. Auch im echten Leben nicht.
Vielleicht schreibe ich irgendwann auch mal in einem anderen Genre, aber erst, wenn ich alle Geschichten zu Papier gebracht habe, die in meinem Kopf herumschwirren. Und das könnte noch ein bisschen dauern.
Bis dahin akzeptiere ich einfach, eine kleine Nische zu bedienen. Mein Herz hängt dran und deswegen ist es mir die Sache wert.
5 Dinge, die ich beim Schreiben von Bike Away gelernt habe

1. Du kannst dich vor wichtigen Szenen nicht drücken. Du muss ihnen den Raum geben, den sie verdienen. Tust du dies nicht, werden die Leser:innen es bemerken. Sie sind nämlich klug.
2. Gerade die Szenen oder Kapitel, die du beim Schreiben am längsten vor dir herschiebst, werden am Ende bei den Leser:innen die meisten Emotionen hervorrufen.
3. Eine Story-Outline, die zu 100% umgesetzt wird, ist unrealistisch.
4. Wenn es beim Schreiben hakt, dann wird es mit großer Wahrscheinlichkeit daran liegen, dass du nichts zu sagen hat. Weil du zu faul warst, dir vorher Gedanken zu machen, worum es in der Szene gehen soll (sowohl auf den ersten Blick, als auch auf den zweiten).
5. Wenn du dir tagelang den Kopf über eine Szene zerbrichst und einfach keine Lösung findest, kannst du noch zehn weitere Tage versuchen, das Problem durch Brainstorming, Mindmapping oder das Schauen von Youtube-Videos zu lösen. Oder du setzt dich auf den Hosenboden und fängst einfach mal an. Das ist nämlich die Magie des Schreibens. Unterwegs eröffnen sich plötzlich Ideen, Geistesblitze und Lösungen, von denen du vorher nicht zu träumen gewagt hast.
Talent oder Handwerk?

Eine Frage, die immer wieder gestellt wird: Was ist beim Schreiben wichtiger – Talent oder Handwerk?
Talent ist wahrscheinlich eine gute Voraussetzung, wobei ich nicht mit dem Schreiben angefangen habe, weil mir irgendjemand Talent bescheinigt hätte, sondern weil mich das Geschichtenerzählen einfach nicht losgelassen hat.
„Schreiben“ besteht außerdem aus vielen verschiedenen Teilbereichen: Charaktere entwickeln, sich Handlungsstränge ausdenken, Stories plotten, Wörter zu Papier bringen, mit denen man weiterarbeiten kann, Text überarbeiten, Dialoge schreiben, Orte, Stimmungen, Atmosphären darstellen, formvollendete Satzbauten erschaffen, Rechtschreibung und Grammatik…
Ich bin nicht in jedem Teilbereich talentiert. Vor einem weißem Blatt Papier schlottern mir die Knie. Das Setting zu beschreiben, kann ich schon mal vergessen. Dafür fällt es mir leicht, mir eine coole Handlung zu überlegen, der Story ein Thema zu geben und Figuren zum Leben zu erwecken. Wenn ich dann irgendwie, mit Hängen und Würgen, den ersten richtigen Entwurf hingekriegt habe, macht mir das Überarbeiten auch wieder Spaß.
Mir gefällt es, Schreiben als Handwerk zu betrachten. Mit jedem Buch wird man besser. Je mehr man schreibt, desto leichter wird es, alle Teilbereiche im Blick zu behalten und insgesamt kontrollierter zu schreiben.
Das ist wahrscheinlich der große Unterschied: Als Anfängerin macht man vieles unbewusst richtig (oder falsch). Als Profi hingegen alles bewusst richtig. Oder falsch – das nennt sich dann künstlerische Freiheit. So oder so hat es dann aber wohl mehr mit Handwerk und weniger mit Talent zu tun.
Das Bauchgefühl und der eigene Schreibstil

Ich höre beim Schreiben viel auf mein Bauchgefühl. Mein Bauchgefühl sagt mir, wann ich eine Szene genügend überarbeitet habe, wann sie „fertig“ ist.
Ich höre natürlich auch sehr genau auf Kritik und Feedback, das ich vor Veröffentlichung des Buches von meinen Testleserinnen bekomme. Sie zeigen mir, wo es noch hakt, wo ich nochmal ran muss.
Aber wenn ich dann die entsprechenden Szenen überarbeite, dann sagt mir mein Bauchgefühl, wann es genug ist. Und das finde ich wichtig. Weil ich glaube, dass man darüber den eigenen Stil findet.
Manchmal habe ich das Gefühl, das ich schon in etwa weiß, was meinen persönlichen Schreibstil ausmacht. Andererseits habe ich schon öfters gelesen, dass man erst nach vier oder fünf Romanen wirklich den eigenen Stil gefunden hat.
Von daher will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, immerhin bin ich erst bei Roman Nummer Zwei.
Warum ich über Triathlon schreibe

Weil ich weiß, wie es sich anfühlt, im Wasser aufgeregt auf den Startschuss zu warten. Wie es ist, endlich losschwimmen zu dürfen. Was es bedeutet, über die Ziellinie zu laufen.
Weil ich auch weiß, wie es sich anfühlt, nach Hause zu kommen und den Sinn zu hinterfragen. Einen Hungerast auf dem Rad zu erleben. Den Gipfel des Berges noch nicht erreicht zu haben, aber schon im kleinsten Gang zu sein. Zu gehen, obwohl die Verpflegungsstation längst zu Ende ist. Überrundet zu werden.
Ich habe schon Triathlon gemacht, da konnte ich noch nicht mal richtig lesen und schreiben. Ich habe im Regen trainiert, im Schnee, in der glühenden Mittagshitze, mit vollem Bauch, mit leerem Bauch, alleine, in der Gruppe, mit schweren Beinen, mit leichten Beinen, fokussiert, überhaupt nicht bei der Sache, zu Hause und im Trainingslager. Ich habe mich auf jedes Training gefreut, weil meine besten Freundinnen auch dort waren. Ich bin alleine durch den Wald gejoggt und urplötzlich stehen geblieben, weil ich keinen Bock mehr hatte. Es gab Zeiten, in den das Training mein ganzes Leben bestimmt hat und Zeiten, in denen ich nichts davon wissen wollte. Ich bin im Wettkampf eine Runde zu viel Rad gefahren, habe den falschen Neoprenanzug mit nach Hause genommen, mich auf der Laufstrecke verlaufen, und einmal sogar vergessen, meine Laufschuhe für ein Rennen einzupacken.
Ich war zum Anfeuern in Roth, Frankfurt, Bonn, Köln, Wiesbaden, im Kraichgau, im Allgäu. Ich habe Wasserbecher gereicht, Melonen geschnitten, Müll eingesammelt und stand als Streckenposten an Radstrecken. Ich habe nachts vor dem Laptop gesessen, den Livestream aus Hawaii geschaut und war dabei emotionaler als bei jedem Liebesfilm.
Man kann durch Sport Geschichte schreiben. Man kann aber auch über Sport Geschichten schreiben. Weil es einfach viel zu erzählen gibt. Und weil es immer um mehr geht, als nur Sport.
Ps: Diesen Text habe ich für die About-Seite meiner Homepage geschrieben.
Nicht alles im Leben ist ein Wettkampf.

Manche Dinge brauchen einfach ein bisschen länger, erfordern Umwegen und Sackgassen, Höhen und Tiefen und scheren sich nicht darum, was die To-do-Liste, der ausgefeilte Karriereplan oder das Sportprogram vorgesehen hat.
Wenn ich eins in den letzten Jahren gelernt habe, dann dass das Leben nicht gradlinig verläuft, sondern in Zyklen. Und ein Kreis ist gerade dabei, sich zu schließen.
Ich glaube, morgen hat das Warten auf Bike Away ein Ende. Ich bin mir sogar ziemlich sicher.

Bike Away, Teil 2 der Triathlon-Trilogie ist nun überall als Ebook und Tsachenbuch erhältlich. Eine Leseprobe findest du hier. Viel Spaß damit 🙂
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